Lernplan erstellen – auch für spontane Typen!
Lernplan erstellen – das klingt erst einmal sehr unentspannt, oder? Aber du solltest dabei bedenken, dass du mit ein bisschen Struktur beim Lernen sehr viel Zeit und auch Mühe sparen kannst. Also – auch als eher spontaner Typ könntest du einen Lernplan erstellen – wir geben dir Tipps, wie das geht.
In unseren ersten beiden Artikeln hast du schon einen Einblick ins Lernen erhalten. Im ersten Artikel haben wir dir Wege aufgezeigt, wie du regelmäßig mit Spaß Deutsch lernen kannst – und vor allem auch: warum! Und im zweiten Artikel kamen die praktischen Tipps dazu, also wie du diese Regelmäßigkeit im Alltag umsetzen kannst. Der Hauptfokus lag dabei auf Tätigkeiten, die sich in den Alltag integrieren lassen, außerdem war alles sehr spaßbetont.
Lernplan erstellen – das hört ich aber gar nicht spaßig an. Jedoch können wir dir schon versichern, dass auch strukturiertes Lernen durchaus Spaß machen kann, nämlich dann, wenn du die Alltagstätigkeiten aus dem letzten Artikel in deinen Lernplan integrierst. Nicht immer muss man zum Lernen an den Schreibtisch. Und die unangenehmen Aufgaben, die vielleicht bei Prüfungsvorbereitungen nötig sind, sollten nicht den Hauptteil ausmachen.
Also – fangen wir an! Wie kannst du also einen guten Lernplan erstellen?
Das Wichtigste ist, dass du den Lernplan nicht nur erstellst, sondern dich danach auch daran hältst. Wenn du nur alles aufschreibst, was du vorhast, dann aber nicht danach handelst, hilft dir das natürlich nicht weiter.
Der Schlüsselfaktor: Dein Selbstvertrag!
Bevor du einen Plan erstellst, schließt du erst einmal einen Vertrag ab. Mit wem? Mit dir selbst. Nimm ein Blatt Papier und halte darauf fest, welches Ziel du bis wann erreichen möchtest und was du dafür tun willst. Dieses Blatt Papier findet am besten Platz über deinem Schreibtisch, dem Telefon oder an einer anderen Stelle im Haus, wo du es oft siehst.
An die Arbeit: Lege dein Ziel fest
Wenn du dein Ziel noch nicht festgelegt hast, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Du möchtest Deutsch für den Beruf lernen? Dann lege fest, bis zu welchem Niveau. Und definiere den Zeitraum – bis wann möchtest du dein Ziel erreicht haben? Du musst oder willst eine Deutschprüfung ablegen? Dann ist das Ziel und auch der Zeitraum automatisch definiert.
Danach kannst du schon fast deinen Lernplan erstellen – aber nur fast. Du brauchst noch einen Zwischenschritt, sofern du nicht nur ein paar Deutschfloskeln für eine Restaurantbestellung lernen möchtest. Teile dein Hauptziel in Teilziele auf, beispielsweise in Monats-, Wochen- oder Tagesetappen. Probiere aus, wie weit du Ziele herunterbrechen musst, und bleibe bei deinem einmal für gut befundenen Konzept.
Zweiter Schritt – Lernplan erstellen
Warum brauchst du einen Plan? Musst du unbedingt einen Lernplan erstellen? Wir finden: Ja! Lerner, die genau wissen, was sie tun, machen schneller Fortschritte und hängen nicht an unnützen oder langweiligen Aufgaben fest. Durch einen Plan vermeidest du dieses Festhängen nicht nur, sondern gewinnst durch den Fokus auch noch Zeit, die du für angenehme Dinge verwenden kannst!
Lernplan erstellen – das beste Mittel gegen Vergessen
Auch für Lerner, die dazu neigen, das Lernen zu „vergessen“, ist ein Lernplan geeignet. Die Einträge fungieren dann als Termine, die wie berufliche oder private Termine auch, eingehalten werden.
Die Grundvoraussetzungen beim Lernplan
Jeder Tag ist anders.
Plane also unterschiedlich lange Einheiten.
Nicht jeden Tag hast du Zeit und Lust, stundenlang zu lernen. Plane also an Tagen mit vielen anderen Verpflichtungen kurze Einheiten ein. Die langen Lernzeiten hebst du dir für Tage mit mehr Zeit auf. In der Summe zählt das, was du pro Woche abgeleistet hast. Dieses Prinzip kennst du vielleicht vom Sport: Nicht jede Sporteinheit ist gleich lang oder gleich schwierig.
Deine Fähigkeiten sind unterschiedlich ausgeprägt.
Übe also alles.
Dein Leseverstehen ist schon sehr gut, aber das Sprechen klappt noch nicht so recht? Dann plane für den Anfang lange Leseeinheiten und kurze Sprecheinheiten ein. So stellst du sicher, beim Lernen motiviert zu bleiben. Natürlich kannst du dich nicht nur auf angenehme Tätigkeiten, die du schon gut kannst, fokussieren, aber den Tag mit „Hassaufgaben“ zu füllen, halten wir für keine gute Idee.
Wir halten es aber auch nicht für eine gute Idee, die „Hassaufgaben“ einfach komplett wegzulassen. Du benötigst, speziell für eine Prüfungsvorbereitung, eine umfassende Ausbildung. Daher spiele mit der Zeit, plane aber auch Fähigkeiten mit ein, die du noch nicht so gut kannst.
An manchen Tagen läuft es, an manchen nicht.
Wenn du einen Lernplan erstellen willst, ist ein wichtiger Faktor, auch für Notfälle vorzusorgen. So stellst du sicher, dass du nicht einfach Lerneinheiten auslässt. Plane also Mini-Einheiten für richtig schlechte Tage ein. So behältst du das gute Gefühl beim Lernen. Achtung: Pass auf, dass das Notfallprogramm nur ab und zu einzusetzen ist. Ein Notfall ist nicht jeden Tag.
Du hast beim Sprachenlernen bestimmte Vorlieben.
Nicht jede Arbeit liegt dir. Plane daher Einheiten mit angenehmen Lerntätigkeiten ein, aber auch welche mit Arbeiten, die du nicht so gerne machst.
Lernplan erstellen – die Tätigkeiten
Der erste Schritt ist, eine Liste von Tätigkeiten zu schreiben. Diese Tätigkeiten sollten so spezifisch wie möglich sein. Schreibe also: „Artikel auf Seite 63 des Lehrbuches lesen“ oder „Tag 9 des Grammatikkurses von Marija“ durcharbeiten. Versieh diese Tätigkeiten im Laufe der Zeit auch mit Zeitangaben. So kannst du nach einigen Wochen immer besser und genauer planen. Mindestens 20 bis 30 Tätigkeiten sollten es schon sein, dann hast du genügend Auswahl. Sortiere diese Arbeiten dann in die vier Fertigkeiten „Lesen“, „Hören“, „Sprechen“ und „Schreiben“ ein. Hast du überall mindestens fünf Arbeiten gefunden? Perfekt!
Hier ist eine Grundauswahl, an der du dich orientieren kannst:
– an einem Kurs von Marija arbeiten
– Vokabelfelder schreiben
– eine Kurzgeschichte oder einen Aufsatz schreiben
– deutsches Radio hören
– deutsche Netflix-Serien schauen
– auf Facebook in Deutschgruppen kommentieren
– zu einem Sprachenstammtisch gehen
– mit einem Sprachpartner über Skype sprechen
– eine Sprach-Lernapp nutzen
– Zeitungen und Zeitschriften lesen
– Hörbücher und Podcasts hören
– Mind Maps malen
– Sprachspiele spielen
– laut vorlesen
– Shadowing
Lernplan erstellen – wie geht’s?
Jeden Tag planst du etwa drei bis fünf Tätigkeiten ein. Also höre ein bisschen Radio, sprich mit einem Sprachpartner, lies einige Minuten, mach eine Grammatikübung bei Marijas Kurs und kommentiere in einer Facebook-Gruppe.
Wenn dir jeden Tag zu viel ist, planst du jeden zweiten Tag diese Tätigkeiten ein.
Was allerdings täglich zu erledigen ist, ist das Vokabellernen. Du kannst dafür Karteikarten nutzen, aber auch eine App oder eine andere Art von Vokabeltrainer. Eine App hat den Vorteil, dass du dich nicht um die Organisation kümmern musst – das spart Zeit.
Eine Beispielwoche könnte so aussehen:
Montag: Vokabeln, Text laut lesen, ein Grammatikpensum in Marijas Kurs bearbeiten, einen deutschen Podcast hören
Dienstag: Vokabeln, ein Kapitel in einem Buch lesen, eine Mail in Deutsch schreiben, ein Kapitel in Marijas Sprechen-Kurs bearbeiten
Mittwoch: Vokabeln, ein Skypegespräch mit deinem deutschen Sprachpartner führen, Marijas neuestes Video (oder ein altes) anschauen, einen Aufsatz schreiben (das müssen keine 4000 Wörter sein)
Donnerstag: Vokabeln, im Internet auf deutschen Seiten stöbern, einen Teil des Materials von Marijas YouTube-Mitgliedschaft bearbeiten, ein Hörbuch hören
Freitag: Vokabeln, eine Netflix-Serie schauen, zum Sprachenstammtisch gehen, ein Vokabelfeld schreiben
Samstag: lernfrei
Sonntag: Vokabeln, einige deutsche Sätze schreiben, mit der Shadowing-Technik die Aussprache üben, eine deutsche Zeitschrift lesen, Marijas Grammatikkurs bearbeiten
Wie du sehen kannst, gibt es keinen Tag, der dem anderen gleicht. Dadurch lernst du sehr abwechslungsreich und bleibst motiviert.
Die wichtigste Regel:
Niemals, niemals, niemals solltest du zwei Lerneinheiten hintereinander ausfallen lassen. Wie du in den ersten beiden Artikeln schon erfahren hast, sind Lernroutinen wichtig – und durch die Gewöhnung an das Lernen wirst dir etwas fehlen, wenn du einmal nicht lernst. Besonders merkst du das, wenn du viele tolle Alltagsroutinen gefunden hast.
Mal überhaupt keine Lust?
Dann schreibe etwa 15 Lerneinheiten auf kleine Zettel, falte sie zusammen und stecke sie in ein Schraubglas. Immer wenn du „eigentlich lernen solltest“, aber keine Lust hast, dann ziehst du einen Zettel und erledigst die Aufgabe. Ohne Wenn und Aber.
Und ebenfalls ein Tipp: Sei flexibel. Der Plan ist nicht in Stein gemeißelt. Wenn du „Hörbuch hören“ auf der Liste stehen hast, dein Sprachpartner aus Hamburg aber eine Stunde Zeit für dich hat, dann loggst du dich selbstverständlich in Skype ein und sprichst mit ihm. Ein guter Lernplan und die Umsetzung lebt auch von der Spontaneität.
Jetzt bist du dran!
Du siehst, die Aufgabe „Lernplan erstellen“ ist ziemlich einfach. Probiere es aus und schreibe in die Kommentare und in die Facebook-Gruppen, welche Erfahrungen du damit machst! Wir freuen uns auf dich!