Der innere Schweinehund
Wir sind alle so verschieden und doch haben wir alle etwas gemeinsam – einen lästigen inneren Mitbewohner, der uns das Leben nicht immer einfach macht – unser innerer Schweinehund.
Er kommt in den unpassendsten Momenten hervorgekrochen und schnappt zu!
Mein innerer Schweinehund heißt Bob (ich finde, der Name passt hervorragend) und ist ganz gemein.
Er hat mich mehrere Tage davon abgehalten, diesen Blogeintrag zu erstellen.
Immer, wenn ich den Computer angemacht hatte und mit dem Schreiben anfangen wollte, wurde er wach und flüsterte mir ins Ohr: “Hey! Pssst! Du! Ja, genau du! Hey Alex! Schaum mal, es gibt so viele tolle neue Posts auf Facebook, die musst du lesen! Hey! Und das Wetter! Es wird Frühling! Lass uns rausgehen! Morgen ist auch noch ein Tag! Du hast heute schon genug gearbeitet!”. Es klang so überzeugend und ich dachte mir, er hat ja eigentlich Recht, morgen ist auch noch ein Tag, und übermorgen erst recht.
Das Gemeine ist, dass der liebe Herr Schweinehund jeden Tag Zeit hat und neue Einfälle.
Als ich mein Diplom geschrieben hatte, viele viele Jahre ist es her, hatte er herausgefunden, dass meine Wohnung umgeräumt werden sollte, und der Keller erst recht. Das Wetter war noch besser, mein Fahrrad und meine schönen Inline-Skates durften auch nicht einfach so vor sich hin verstauben. Das Diplom, sicherte er mir zu, habe keine Beine, und auch keine Inline-Skates, es wartet auf mich genau da, wo ich es lasse. Nämlich neu und nicht angefangen auf meinem Computer.
Ich habe versucht, gegen Bob, den Schweinehund, zu kämpfen – um mich nicht ablenken zu lassen, bin ich mit dem Laptop in die Universitätsbibliothek gefahren. Dort gab es hervorragendes W-Lan und Bob fand ganz tolle neue Serien, die ich dringend anschauen sollte. Das Diplom rannte ja nicht weg und wartete brav…. So ging es fast ein Jahr und dann, ganz plötzlich und unerwartet, musste ich in zwei Wochen schon alles abgeben. Ich war ganz deprimiert, da ich außer der Überschrift und der Einleitung nichts fertig hatte. Bob hatte sich gemeinerweise versteckt und hat mich ganz alleine gelassen. In Windeseile, tage- und nächtelang, mit wenigen kurzen Pausen und viel Ach und Krach stellte ich mein Diplom zusammen und gab es in der letzten Minute ab. Ich wollte nur noch frei sein und Bob, den Schweinehund, ganz streng bestrafen.
Zwei Wochen später kam auch die Bewertung von meiner Professorin:
“Dein Diplom ist sehr gut, schrieb sie, gefällt mir sehr.
Aber an der Einleitung und an der Überschrift hättest du etwas länger arbeiten können”.
Da wusste ich, ihr innerer Schweinehund hat sie nicht weiter, als Einleitung lesen lassen. Vielleicht hatte Bob ein Wörtchen mit ihm geredet, um seiner Bestrafung zu entkommen.
Es lebe der innere Schweinehund!